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Am Anfang war das Licht und die Hoffnung von Rainer Drzyzga
2005
Die Geschichte einer Liebe
Der Blumenstrauß in meiner Hand ist wirklich sehr schön. Gerd hat mich gefragt. Er kniet vor mir, und erwartet eine Antwort. Bis das der Tod euch scheidet, wird der Pfaffe sagen. Was heißt das denn. Für den Rest meines Lebens soll ich mit diesem Mann zusammen leben. Was für ein leben? Eine schöne Hochzeit wird das werden. Prunk und Pracht wird aufgefahren werden. Und dann wird ausgeblendet. The day after: Ich werde meine Arbeit aufgeben und ihm ein paar Kinder schenken. Natürlich im Abstand von zwei drei Jahren. Immer einen Schreihals im Haus habend werde ich gezwungen sein , für ihn zu putzen und die Wäsche zu waschen. Kochen wird meine Hauptaufgabe. Und hoffentlich geht er mir nicht fremd, wenn ich keine Lust mehr für Sex habe. Schöner wird man zu Hause auch nicht. Also was Antworte ich ihm. Dabei fing alles doch so toll an.
Es ist fünf Jahre her. Der Dienstag nach Rosenmontag. Meine Schwester frug mich, ob ich sie bei irgendeinem Kerl abholen könnte. Sie wüste nicht mahl mehr, wie sie zu ihm ins Bett gekommen wäre. Doch jetzt wäre er im Bad und sie könnte unbemerkt abhauen. Also willigte ich ein. Ein Notfall unter Geschwistern. Ich fuhr zu unserem Treffpunkt. Eilig hatte ich es. Und da standen sie. Ich werde das nie vergessen. Dieses Grinsen. Allgemeine Verkehrskontrolle. Führerschein und Fahrzeugschein. Ich gab ihm die Papiere. Ich wusste am Auto war alles OK. Doch mit mir? Auch an mir war der Rosenmontag nicht spurlos vorüber gegangen. Meine Schwester hatte mich mit dem Telefon geweckt. Und ich bin so schnell ich konnte los gefahren. Sie wissen warum wir sie angehalten haben fragte der Polizist. Ich sagte nein. Sie fahren einen sehr schnellen Stiel. Haben sie es eilig. Ja habe ich, aber ich war nicht zu schnell. Das können wir leider so nicht feststellen, gab der Polizist zu. Haben sie Alkohol getrunken. Und da war die Frage. Natürlich hatte ich was getrunken. Es war Karneval. Steigen sie aus. Wir machen eben einen Test. Bitte kann ich nicht im Auto Blasen. Nein sie müssen schon aussteigen. Geschockt blieb mir fast das Herz stehen. Ich hatte mir nur eine Jacke übergeworfen, meine Füße in Pumps gesteckt und mein Nachthemd angelassen. Peinlich stieg ich aus. Blasen sie kräftig in dieses Röhrchen. Danach zum Arzt zur Blutabnahme. Mein Führerschein war Geschichte. Meine Schwester war sauer. Sie musste mit dem Kerl auch noch frühstücken. Und ich war Busfahrer.
Der schlimmste Tag meines Lebens hatte die passenden Weichen gestellt. Ich arbeitete bei der Müllabfuhr. Nicht auf dem LKW. Nein in der Verwaltung. Dorthin kam man ganz gut mit dem Bus. Ab April war ein Jahr lang mein Weg zur Arbeit schicksalhaft vorbestimmt. Und da sah ich ihn. Er saß immer hinten im Bus. Groß, schlank, sportlich und immer gut gekleidet. Der Typ Mann, auf den ich schon immer reingefallen war. Bei jeder Fahrt setzte ich mich etwas weiter nach hinten. Er gefiel mir. Seine braunen Augen ließen mich träumen. Wie wäre es, in diesen Armen aufzuwachen? Nur der Gedanke ließ mich feucht werden. Der Frühling begann. Die Winterkleider konnten zu Hause bleiben. Immer aufreizender zog ich mich an. Doch er las jeden morgen in seinem Buch. Die Leiden des Jungen Werter. Wer schreibt den so ein Buch? Ich wollte ihn ansprechen. Doch worüber wollte ich mit ihm reden. Ein Gedanke schlich sich in meinen Kopf. Das Buch list du auch. Und dann sprichst du mit ihm darüber. Ab in die Bibliothek. Mein Matscho war wohl ein elitärer Schnösel. Das Buch war von Goethe. Stink langweilig. Ein Mann bringt sich um, weil eine Frau seine Liebe nicht erhört. Mein Romeo war ein Romantiker. Nein so konnte und wollte ich nicht enden. Diese feuchten Träume musste ich beenden. So oder so. Ich wollte mutiger sein als dieser Werter. Also stieg ich in den Bus. Ging direkt auf ihn zu und fragte ihn. Hallo wie ich sehe lesen sie gerade Goethe. Verstehen sie diese Geschichte? Er antwortete nicht. Dieser Werter bringt sich um, können sie das verstellen. Danke für das Ende. So weit war ich noch nicht. Wir unterhielten uns, bis ich aussteigen musste. Doch eine Verabredung hatte ich erreicht. wir wollten das Buch besprechen, wen er es auch durch hätte. Immer diese Ausreden. Frustriert ging ich zur Arbeit.
Am nächsten morgen wollte ich erst gar nicht zur Arbeit. Im Bus würde er sitzen mich keines Blickes würdigen und sein Gesicht hinter diesem verdammten Buch verstecken. Also setzte ich mich vorn in den Bus. Wir sprachen nicht miteinander. Ich beleidigt, und er desinteressiert. Ich fühlte mich bestätigt. Männer sind nicht zu verstehen. Sie wollen immer nur das eine. Doch will man es ihnen geben, ...
Nach einer Woche kam er dann doch nach vorn im Bus. Hallo, das Buch hab ich durch. Willst du noch drüber reden. Ich hatte schon nicht mehr dran geglaubt. Daher schaute ich wohl sehr überrascht. Einer Antwort unfähig erlöste mich sein nächster Satz. Morgen Abend im Alex. 8 Uhr Abendessen und Buchbesprechung. Dann musste ich aussteigen. Mein Tag war gerettet. Ich schwebte auf Wolke 7.
Das Alex ist eine Kneipe mit vielen kleinen schnuckeligen Ecken. Pasta in ganz kleiner fast privater Runde. Wir haben uns prima verstanden. Das Buch wurde immer mehr zur Nebensache. Wir beschlossen es dem Jungen Werter nicht gleich zu tun. Bevor jemand von uns sich aus Liebeskummer umbringt, spricht er den anderen doch einfach an. Er fragt ihn einfach. Ja ganz einfach. Nichts ist einfach. Kleine Kinder schreien wenn denen was nicht passt. Und ich; ich bin erwachsen. Nein ich bin feige. Willst du mit mir gehen? Ja, nein, vielleicht.
Das leben hat mehr als drei Antworten. Ich hatte nicht den Mut falsche Antworten zu akzeptieren. Also war der Abend schön. Schön erfolglos.
Allein ging ich nach Hause. Einsamer als je zuvor schlief ich ein. Trostlos lebte ich die nächsten Tage. Bis ich aufwachte. Ich kämpfte mich nach hinten in den Bus. Direkt auf ihn zu. Festen Blickes trat ich immer näher. Mein Entschluss war unumstößlich. Du Gert, das mit der Buschbesprechung hat mir sehr gut gefallen. Ich würde das gern wiederholen. Welches Buch liest du den gerade.
Buch folgte auf Buch. Immer schneller lasen wir. Nach ein paar Wochen trafen wir uns ohne zu lesen. Wir waren Freunde. Verdammte Freunde. Ja verdammt. Verdammt nur Freunde zu sein. Ich war nicht weiter als am Anfang. War ich der junge Werter?
Kennst du dieses Gefühl. Du gehst durch die dunkle Nach. Einsam und allein. Es nieselt und ist kalt. Dein Weg führt dich über eine Brücke. Du gehst ans Geländer und schaust runter. Und du siehst nichts. Nein da ist ein Weg. Ein Weg ohne Wiederkehr. Es geht nur runter. Nicht mal Fußspuren bleiben.
Und alles was du willst, ist jemand der dich mit nach Hause nimmt. Nach Hause, zu sich, zu einer Zukunft.
Freiheit ist die Möglichkeit zu machen, was Andere in Ihrer Freiheit nicht einschränkt. Ein scheiß Satz. Am Ende bedeutet dieser Satz ganz auf sich allein gestellt zu sein. Ohne jeden Rückhalt dem Schicksal ausgeliefert zu sein.
Las mit meine Freiheit. Ich brauche mehr Freiheiten. Das ist der Anfang von Vereinsamung.
Wenn ich bei Gerd war, war ich nur bei ihm. Ich wäre so gern mit ihm gewesen.
Und so stand ich auf dieser Brücke. Und der Weg war so einfach. Noch ein Schritt. Ein letzter Schritt. Ja ich war der junge Werter.
Ich fasste wieder eine Entschluss. Ich brauchte Mut für diesen letzten Schritt. Bevor ich diesen Mut aufbringe, kann ich auch den Mut aufbringen Gerd zu verführen. Er wird dann schon bei mir bleiben. Ein bischen Sex und dieser Mann ist meiner. Ganz unverfänglich lad ich Gerd ein. Ein netter Abend zu zweit. Eine Flasche Wein. Ein romantischer Film am Fernsehen. Eine Unterhaltung. Ein bischen blödeln. Den Wein ungeschickt auf meine Hose verschütten. Mich umziehen. In was kleines schlüpfen. Das Licht dämpfen. Und dann wird er schon über mich herfallen. Und wenn nicht. Weiter konnte ich nicht denken. Es gab kein „Und wenn nicht“. Gerd war ein Mann und ich nicht hässlich. Das hatte er schon gesagt.
Am Samstag war es so weit. Hallo Gerd. Was läuft am Samstag. Fragte ich am Telefon. Tote Hose. Was machst du den. Das war meine Chance. Komm doch vorbei. Ich hab noch nen Film auf DVD. Ja gut ich komm vorbei.
Jetzt aber schnell. Meine Wohnung wurde aufgeräumt und geputzt. In jeder Ecke war ich. Kein Staubkorn blieb verschont. Das Schlafzimmer. Brauch ich das Schlafzimmer überhaupt. Ja klar. Vor dem Frühstück kommt die Nacht. Also auch da Kerzen. Duftspray erfüllt den Raum. Rosenöl. Die Teddys aus dem Bett verband. Gerd ist mein heute Nacht. Das stand fest. Die Kondome. Ins Wohnzimmer. Wenn er die vorher sieht. Bevor ich mich Umziehe. Nein das geht nicht. Also ins Schlafzimmer? Das ist zu spät. Wenn er über nicht herfällt, ist das da zu spät. Kondom? Warum eigentlich. Gut ich verhüte nicht. Ja, nicht jede Schwangerschaft ist ungewollt. Ich wollte Gerd. Um jeden Preis. Und wenn er die Kondome findet. Die Dinger mussten weck. Welche CD lege ich denn in den CD Player. Was ruhiges, romantisches. Kuschelrock. Was ziehe ich an. Meine Kleidung muß schon vorher aufregend sein. Aber nicht abschreckend. Eine Hose. Ein T-Shirt. Alles eng anliegend. Der Wein, genug und nach seinem Geschmack. Er mag rot, trocken, deutsch, gekühlt. Also wird die beste Flasche, die ich bekommen kann besorgt und kalt gestellt. Das Kleid. Es muss kurz sein. Unverschämt kurz. Nein kurz ist nicht kurz genug. Also ab einkaufen. Laden auf Laden wurde durchsucht. Nichts war scharf genug, um sicher sein zu können. Bis ich zufällig an einem Sex Shop vorbei kam. Kleid, Sexy, also rein. Mut, allen Mut brauchte ich. Vollkommen überfordert stand ich in diesem Laden. Ich brauchte eine halbe Ewigkeit um die Ecke mit den „Seriösen Kleidern“ zu finden. Kann ich ihnen Helfen. Ups -; Peinlich gestand ich dem Verkäufer mein Leid. Ich will einen Mann verführen. Ich brauche ein Kleid, bei dem er sofort weiß, was ich will. Was wollen sie denn mit diesem Mann machen? Du Arschloch, dachte ich mir. Du weißt genau, was ich von diesem Mann will. Und dann sprach ich es aus: Ich will, das er mit mir schläft. Es war raus. Ganz einfach. Ja genauso einfach muss das gehen. Ich will ihn. Er weiß noch nichts von seinem Glück. Aber ich will ihn. Dann sind wir in dieser Ecke falsch. Hier hängen die Kleider, bei denen das Ausziehen zum Vorspiel gehört. So mit Bändern und so´n Schnickschnack. Bei Ihrer Figur, sie können alles tragen. Es muss nur knapp und schnell ausziehbar sein. Wir haben das hinten. Beim Stripper Bedarf. Ich probierte einige Kleider an. Ich sah aus, wie eine Nutte. Genau richtig. Sie wollen auf jeden fall mit diesem Mann schlafen. Ja ich will ihn, um jeden Preis. Und wenn ihr Körper gerade nicht will. Der will schon. Ich will. Darauf sollten sie sich nicht verlassen. Diese Pillen wirken als Scharfmacher. Diese sind für ihn und diese für sie. Einfach in Flüssigkeit auflösen. Ist fast nicht zu schmecken. Die haben sie nicht von mir, die sind illegal. Und nicht ganz billig. Die brauchte ich. Sie sollten sich vorher mit einem Dildo vorbereiten. Haben sie einen. Nein natürlich habe ich keinen Dildo. Was denkt der sich. Regen sie sich nicht auf. Jede Frau sollte einen haben. Ich sag ihnen: Der Trend geht zum Zweitdildo. Also suchte ich mit noch so einen Lustspender aus. Und wenn ihr Liebhaber auf Anal steht. Womit weiten sie sich vor. Prüde wie ich erzogen worden bin, konnte ich mir Anal Verkehr nicht einmal vorstellen. Ich hatte keine Ahnung. Wie soll ich den? Fragte ich den Verkäufer. Und schon war ein weiterer Dildo in meinem Wahrenkorb. Sie haben bestimmt keine Gleitkreme. Nein. Die werden sie brauchen. Nicht nur für den Hintern. Sie glauben, auf Kommando feucht zu sein. Ja. Und wenn nicht. Das durfte nicht sein. Her damit. Wir gingen zur Kasse. Ich wollte doch nur ein Kleid. Die Rechnung hätte für 3 Kleider gereicht. Aber ich brauchte das Zeug. Die Kreditkarte wurde schwer belastet. Alles war perfekt.
Der Samstag war da. Etwas nervös öffnete ich die Tür. Gerd kam rein. Hallo. Bla Bla Bla. Ich hatte Schwierigkeiten normal zu wirken. Merkt er was ich vor habe? Und da war es. Erwartest du noch andere Gäste. Nö, warum? Ist so aufgeräumt hier. Ja musste mal wieder sein. Ich hab mich selber nicht mehr wohl gefühlt. Schön so. Ich hol eben den Wein. In der Küche goss ich uns zwei Gläser ein. Meine Pille in mein Glas und seine. Das war Vergewaltigung. Das Gewissen kann sich melden, wenn es gefragt wird. Er wird seine Pille schlucken. Er wird. Also mit den Gläsern in den Händen kam ich zurück. Den Wein habe ich in den Dekanntirer geschüttet. Ich hab also noch mehr. Versuchte ich Gerd die Worte aus dem Mund zu nehmen. Er sollte erst gar nicht Fragen, warum ich die Gläser in der Küche gefüllt hatte. Die DVD wurde eingelegt. Briggit Jones Schokolade zum Frühstück. Das waren wir. Er musste es nur noch selber erkennen. Wenn er also das Happy End sieht. Wir unterhielten uns. Er entspannt locker. Und ich? Ich war das Gegenteil. Der Abend wurde zur Qual. Die ersten entscheidenden Gläser wurden geleert. Also wieder in die Küche. Den Rest des Weins holen. Sehe ich gut aus? Kurz vor den Spiegel. Ja alles Ok. Du schaffst das. Ich goss uns wieder ein. Erst jetzt schien Gerd zu merken, wie ich zitterte. Was ist los fragte er. Ist was passiert? Schlecht konnte ich ihm jetzt sagen, was passiert war. Nichts war passiert. Nichts. Noch nicht. Und so antwortete ich. Nichts. Eigentlich war es noch nicht so weit. Im Film wurde das Happy End noch lange nicht erreicht. Doch meine Nervosität hatte meinen Zeitplan beschleunigt. Der Wein ergoss sich über meine Hose. Wenigstens Treffer. Wirklich erschrocken und mit größtem Bedauern verkündete ich meinen Unmut über mein Missgeschick. Gerd glaubte, ich ärgerte mich über den Weinfleck auf meiner Hose. Dabei war der Zeitpunkt der Grund meines Wutes. Es wird schon gut gehen. Du ich zieh mich eben um. Ich bin gleich wieder da. Ich ging in mein Schlafzimmer. Schnell das Gleitgehl auf die Dildos. Im Hintern, das war eine Katastrophe. Der Verkäufer war ein Verkäufer. Heute wurde nicht anal verkehrt. Ich zog mein Kleid an. 5 Sekunden. Länger brauch man für das Kleid nicht. Schnell noch in Pumps springen. Das war alles was ich anhatte. Und raus. Gerd hatte keine Worte. Mit der Fernbedienung schaltete ich den Fernseher aus und die Stereo Anlage an. Sanfte klänge ertönten. Na gefällt dir, was du siehst. Ja schon. Wen willst du den verführen. Dich. Ich will dich. Mittlerweile saß ich neben ihm auf dem Sofa. Meine Hände ertasteten seine Körper.
Du bist betrunken. Von einem Glas Wein? Nein mein lieber ich will dich. Du willst es doch auch. Ich griff Gerd zwischen die Beine. Ich fühle wie du mich willst. Du kannst dir jetzt nehmen, was du willst. Du spinnst. Ich schlafe nicht mir dir. Das tu ich nicht.
Schreck durchführ meine Glieder. In allen Zehnarien, die ich mir ausgemahlt hatte kam diese Möglichkeit nicht vor. Und wenn nicht. Das Gab es nicht. Ein paar Sekunden war ich ohne jedes Konzept. Tränen waren meine erste Reaktion. Die sollte Gerd auf keinen Fall sehe. Ich hatte mich erniedrigt. Und er mich gedemütigt. Weck. Schnell Weck. Weit Weck. Raus. Ich lief Raus und rannte. Die Welt um mich war unwichtig. In meinen Nutten Kleid und Fick mich Pumps rannte ich. Und dann war ich da. Dieser andere Weg lag direkt vor mir. Ich stand auf dieser Brücke. Das Geländer als letzte Barriere zwischen mir und der Ewigkeit. Eine Welt ohne Leiden lag zum greifen nah. Da hörte ich Gerd. Er war mir gefolgt. Nein spring nicht. Ich lieb dich doch auch. Ich wusste doch nicht, das du mich liebst. Ich dachte du spielst mit mir. Er hatte mich eingeholt. Er nahm mich fest in seinem Arm. Ich lasse dich nie wieder los. Ich liebe dich. Ich brauche dich. Ich hatte doch nur Angst, dich zu verlieren. Wie viele Paare trennen sich wieder. Und dann. Dann habe ich einen Freund verlohen. Ich wüsste doch nicht, das du mich liebst. Wir küssten uns. Hand in Hand gingen wir zurück in meine Wohnung. Du Gerd ich wollte zwar mit dir schlafen. Ja und. Ich verhüte nicht. Und die Kondome habe ich weck geworfen. Dann kuscheln wir halt nur. Nur kuscheln. Glücklich schlief ich in Gerds Armen ein. Gerd blieb diese Nach bei mir. Die Glücklichste Nacht in meinem Leben.
Das Leben ist schön. Doch schöner als das Leben ist zu lieben und geliebt zu werden. Du hast nicht gelebt, ohne geliebt zu haben. Die Sonne scheint auch bei Regen. Du bist glücklich und nichts kann daran ändern. Andere Menschen werden völlig unwichtig. Es gibt kein ich. Nur noch wir. Wir!
Das war die schönste Zeit meines Lebens. Ich lernte mit Gerd die Liebe kennen. Und er mit mir. Meine Unschuld verlor ich auf dem Beifahrersitz eines BMW. Mit 16. Ich war spät dran. Meine Freundinnen hatten alle schon Erfahrungen mit Männern. Mir waren die Jungs noch alle viel zu kindisch. Und immer dieses Gerede. Wann willst du dir den endlich einen aussuchen. Muß ja nicht für immer sein. Eine Nacht reicht und du wirst sehen, du willst nicht mehr ohne Mann. Und so suchte ich mir einen aus. In einer Dorfdisco. Groß, schlank, gut gekleidet und mindestens 25. Ich ging zu ihm, ob er mir helfen könne. Ich sei noch Jungfrau und wolle das ändern. Er half mir auf dem Beifahrersitz seines dreier BMW. Anschließend fuhr er mich noch nach Hause. Einen halben Kilometer vor dem Haus meiner Eltern bat ich ihn mich raus zu lassen. Er sollte nicht wissen, wo ich wohnte. Also ging ich zu Fuß nach hause. Männer, diese Erfindung war doch fehlerhaft. Wie konnte die Menschheit nur so lange überleben. Sex und spaß. Das ich nicht lache. Der Typ hatte ein Taschentuch unter mich gelegt, damit ich ihm seine Ledersitze nicht versaue. Versaue, Ja das hat er. Er hatte mich versaut. Das männliche Wesen der Gattung Mensch hatte ich aus meinem Leben verdrängt. Bis Gerd in diesem Bus von mir entdeckt wurde. Und ich habe mit ihm entdeckt, was an ihm zu entdecken war. In jeder freien Minute liebten wir uns. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, der nicht mit ihm verknüpft war. War ich süchtig. Ja Sucht beschreibt es wohl am besten.
Die Droge wirkt erst wie ein Hammer. Ein tolles Gefühl. Und du willst mehr. Und so konsumierst du mehr. Und es wirkt mehr. Ein tolles Gefühl. Doch es nutzt sich ab. Du willst mehr. Du brauchst mehr. Doch Gerd wollte mir nicht mehr geben. Er brauchte seine Freiheiten. Freiheit. Die Definition und seine Auswirkungen kann weiter oben nachgelesen werden.
Ich wollte nicht mehr allein sein. Ich wollte Gerd für mich. Für mich allein. Sein BMW parkte in meiner Garage. Wir teilten uns eine Waschmaschine, einen Wäschekorb, ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Ganz natürlich teilten wir uns meine Wohnung. So hatte ich Gerd immer in meiner Nähe. Er ging aus. Ich ging mit. Ich trat in seinem Tennisverein ein. Nur um bei ihm zu sein. Mein Lieblingsgegner war, wer konnte es anders sein, mein Gerd. Hatte er Spiel. Schaute ich zu. Und ich tröstete wenn er verlor. Und ich war seine Trophehe, die bei jedem Sieg zur Belohnung genossen wurde. Er ging zur Arbeit und ich? Ich konnte nicht mit. Ich musste ja selber zur Arbeit. Ich stellte mir vor, was er gerade macht. Ich rief ihn täglich an. Schrieb SMS und E-Mail. Ich wollte ihn kontrollieren. Und so spürte ich, wie Gerd immer weniger zärtlich mit mir umging.
Die Liebe hatte nach nur einem Sommer verloren. Was blieb war die Gewohnheit. Wir schliefen nur noch alle zwei Wochen miteinander. Ich war Ratlos. Jeder Versuch das unausweichliche abzuwenden verstärke den Trennt. Ich wollte in seiner Nähe glücklich sein. Dabei hatte ich nicht gemerkt, dass meine Nähe ihn erdrückt und damit immer unglücklicher werden ließ. Ich spürte, er wich mir aus. Er arbeitete länger. Hatte abends noch Termine, an denen ich nicht teilnehmen konnte. Er kleidete sich wieder eleganter. Und. Und er roch nach Damenparfüm, wenn er spät Abends nach Hause kam. Keine Frage ich war nicht mehr Frau Nummer 1 in seinem Leben. Am Ende hatte er recht. Ich wusste nicht wie viele Paare sich trennen. Doch wir waren eins davon.
Der Krach war noch Meilen weit zu hören. Ich warf Gerd aus meiner Wohnung. Bei mir hatte er gut und günstig gelebt. Doch sein Verlust konnte durch nichts aufgefangen werden. Ich fiel in ein Tiefes loch. So wie ich ihn geliebt hatte, so lernte ich hassen. Ich hasste ihn. Denn er hatte mich betrogen und belogen. Er hat mir das traute Heim vorgespielt und einer anderen Frau nachgestellt. Er heuchelte Liebe, obwohl es doch längst vorbei war. Und ...
Und ich hasste mich. Wie konnte ich den Mann meines Lebens in die Arme einer anderen Frau treiben.
Die Traurigste Zeit meines Lebens hatte begonnen.
Du schaust auf die Uhr und siehst nichts. Du wischst dir die Tränen aus dem Gesicht und schaust auf die Uhr. Und die Zeiger drehen sich. Tatsächlich, die Zeiger bewegen sich doch. Man muss nur lange genug zu sehen. Und ich habe zugesehen. Ich saß auf dem Sofa, heulte in ein Kissen bis ich nicht mehr konnte. Als die Tränen zu Ende gingen, schaute ich auf die Uhr an der Wand. Und alles was ich sah waren Zeiger, die sich drehen. Sekunden, Minuten, Stunden seit dem weiß ich, was das ist. Das ist keine Zeiteinheit. Nein. Das ist, was übrig bleibt. Wenn alles schöne verschwindet und man keine Augen mehr für das positive im Leben hat, dann bleiben einem nur noch die Zeiger auf der Uhr. Und man erkennt, was eine Sekunde ist. Sie ist der kleinste Teil des größten Elends. Der absoluten Leere. Ich wusste nichts mehr mit mir anzufangen. Also tat ich nichts. Meine Wohnung versank im Sumpf meiner Gleichgültigkeit. Ich verschlampte immer mehr. Ich hatte keine Lust irgend jemandem gefallen zu wollen. Nichtmahl mir. Der Gang vor die Tür viel mir schwer. Deshalb meldete ich mich erst einmal krank. Ohne jeden Antrieb fing ich an mich selbst in Frage zu stellen. Wer bin ich? Was will ich? Wieso bin ich so unfähig? Die Tränen versiegten. Doch der Acker auf dem sie gefallen waren brachte böse Frucht. Ich wurde wütend und zornig. Und mein Zorn wannte sich erst gegen Gerd. Doch der war nicht da. Und dann gegen mich. Wie konnte ich nur Gerd wieder verlieren? War ich unfähig eine Beziehung zu führen? Offensichtlich. Das konnte nicht die Wahrheit sein. Das hieße, in aller Ewigkeit Einsamkeit. Das konnte und wollte ich nicht als Ursache meines Problems Leben gelten lassen. Ich musste ungezogen gewesen sein. Also verdiente ich Strafe. Die Verletzungen mussten von einem Arzt behandelt werden. Jetzt war ich wirklich krank. Im Krankenhaus konnte mein Körper geheilt werden. Doch meine Seele hatte sehr schwer gelitten.
Nie war der Nieselregen so kalt. Die Nacht so dunkel. Und mein Gemüt so verzweifelt, als an dem Tag, an dem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Mein Weg führte mich bei meinem Weg nach Hause über diese Brücke. Diese schicksalhafte Brücke. Sie hatte mein Leben verändert. Mein Auto hielt. Ich stieg aus. Der Weg ist so einfach. Es geht nach unten. Steil nach unten. War ich fast schon zu Hause? Nur noch das Geländer und die Ewigkeit ist erreicht. Ist am Ende dieses Weges die Erlösung? Nach Aufprall hört der große Schmerz auf, und der kleine verliert seine Wirkung. Die Ewigkeit ist endlos.
Einen Fuß über das Geländer hebend steigt in mir ein beklemmendes Gefühl auf. Angst. Wovor hatte ich Angst. Angst zu sterben? Angst vor dem Tot? Angst etwas zu verpassen.
Ja ich war noch nicht am Ende. Es war noch Hoffnung in mir. Es könnten noch bessere Tage auf mich warten. Nur den Zeigern auf der Uhr zu zusehen wird nicht reichen. Ich musste was tun. Es gab noch mehr Männer.
Die nächsten Wochen standen unter einem ganz bestimmten Motto. Wenn dir ein Ritter gefällt, hole ihn dir selbst vom Pferd. Und wie macht Frau das? Mit den uns gegebenen Waffen. Kurzer Rock, bauchnabelfreie Bluse, high Heels. Ich tingelte durch alle mir bekanten und unbekannten Kneipen, Discos und Bars. Kein Mann war vor mir sicher. Der Alkohol tat sein übriges. Und so erschrak ich manches morgens, neben wessen Gesicht ich aufwachte. Besonders zogen mich die Männer an, die irgendwie mit Gerd Ähnlichkeit hatten. Groß, schlank, sportlich, gut gekleidet, BMW fahrend, gebildet, mit einem Verwaltungsberuf. Männer, die die Muse küsst, und die bereit sind für ihre Ideale zu kämpfen. Diese Männer suchte ich – vergebens. Also mussten nach und nach immer mehr von Gerds Attributen bei der suche nach einem neuen Ritters für mein Schloss fallen gelassen werden. Meine Festung Schos fiel immer weniger exakten Treffern zum Opfer. Ja Opfer. Ich Opferte den Frieden meines Unterleibes, um mein Herz zu beruhigen. Ich suchte doch nach dem passenden Mann.
Ein Bankangestellter war mein erster Conquestador. Anzug und Krawatte bei 1,90 Metern Körpergröße. Beim Flirten stellte er sich nicht mahl dumm an. Er konnte reden. Aber der Versuch mit ihm über tiefgreifende Dinge zu Diskutieren war für ihn eine absolute Überforderung. Also landeten wir im Bett. Was kann man mit so einem Mann sonst auch machen. Er war nicht einmal gut. Ich aber um so besser. Mit Gerd hatte ich viel üben können. Nach 4 Woche war meine Beziehung zu diesem Mann wegen diverser Unzulänglichkeiten seinerseits von mir beendet worden. Nicht das er mich nur nicht befriedigen konnte. Nein; mich unterhalten, konnte er auch nicht. Doch eins hatte er geschafft. Er bestärkte mich in dem Verlangen wider einen Mann an meiner Seite haben zu wollen. Viele Frauen hätten alles getan, um diesem Mann zu gefallen. Doch ich hatte vorher Gerd. Eine Woche ohne meinen Bänker zeigten aber deutlich, dass schlechter Sex immer noch besser als gar kein Sex ist.
Ich war also doch Süchtig. Der nächste Mann musste her. Ein Autohändler folgte dem Bänker gefolgt von einem Versicherungsvertreter. Den hatte ich mir einfach ins Haus bestellt. Bevor der wusste, wie ihm geschah, hatte ich die Nummer, die ich mit Gerd an unserem DVD Abend vorhatte durchgezogen. Er verstand den Kleiderwechsel sofort. Die Tabletten hatten ihre Wirkung bei ihm nicht verfehlt. Nur auf Kondome hatte ich an diesem Abend nicht verzichtet. Alle diese Männer hatten vieles mit Gerd gemeinsam. Doch eins nicht. Nicht ich liebte sie, sondern mein Körper. Die Interwalle wurden immer Kürzer. Ich brauchte ständig neue Anwärter auf den verwaisten Posten, den Gerd hinterlassen hat. Doch keiner bestand den Anforderungen. Also war wieder etwas falsch. Wenn kein Mann, der Gerd ähnlich war, seinen Platz auf Dauer einnehmen konnte, so war die Antwort doch ganz einfach. Er musste ihm nicht ähneln. Ich durfte die Männer nicht mit zu mir nehmen. Die Männer mussten mich haben wollen. Also brauchte ich einen Matscho, der wie ein Pfau durch die Gegend läuft, und glaubt jede Frau will ihn. Und wie kriegt man so einen Mann dazu einen anzusprechen, Ganz einfach. Gekleidet wie ein Flittchen, vorlaut wie ein ungezogenes Kind und immer im Mittelpunkt stehend, wie eine Diva musste ich sein. Ein Party Animal musste ich sein. Man sollte mir von weitem meine Geilheit ansehen. Das gelang mir besser als ich glaubte. Und so wachte ich immer wieder in fremden Betten auf. Keiner dieser Männer war bereit mit mir eine Beziehung einzugehen. Die suchte ich auch schon gar nicht mehr. Mich interessierte nur noch, wie ich den nächsten Mann zwischen meine Beine kriegte.
Ja ich war süchtig. Alle Anzeichen einer Suchte wurden voll erfüllt. Bei Suchterfüllung ging es mir mehr als gut. Doch ohne wurde ich nervös, schlief schlecht. Hatte Depressionsanfälle und Minderwertigkeitsgefühle. Ich brauchte meine Droge Mann nicht um glücklich zu sein, sondern um nicht unglücklich zu sein. Also brauchte ich mehr. Und ich nahm mehr.
Meinen Tiefpunkt hatte ich in meiner Stammdiskothek. Ist der Ruf erst ruiniert. Ein Typ gefiel mir. Groß, schlank sportlich BMW Schlüssel am Anhänger. Ich stellte mich neben ihn an die Bar. Sofort bestellte er mir einen Drink. Ein Wort gab das andere. Er hätte in mich investiert und wolle nun die Rendite abschöpfen. Seine Logik war dreist. Doch ich hatte nichts dagegen abgeschöpft zu werden. Also stimmte ich ihm zu. Zu mir oder zu dir, fragte ich ihn. Er meinte nur, es sei noch zu früh, um den Abend zu beenden. Ich solle ihm einfach folgen. Wir gingen auf das Herren WC. In einer Kabine hatten wir schnellen unkomplizierten Sex. Zu schnellen Sex. Als ich ihm meine Enttäuschung über sein mangelhaftes Standvermögen kund tat, versprach er für Ersatz zu sorgen. Nachdem dieser Mann, von dem ich nicht einmal seinen Namen wusste und gerade Sex hatte die Kabine mit meinem Rock verließ, wurde die Tür von draußen zu gemacht. Ich hörte wie er mich anbot. Geile alte, die es richtig besorgt bekommen will. 10 € war meine Ablösesumme. Und ich. Was sollte ich tun. Gute Mine zum bösen Spiel war das beste, was mir einfiel. Aus dem Herren WC ausbrechen ohne Beinkleider war mir zu peinlich. Eine Szene machen, die aller Welt zeigt, in welcher Lage ich mich befand war vollkommen unmöglich. Ich war betrunken und frisch gefickt. Wer hätte mir bei meinem Ruf geglaubt vergewaltig worden zu sein. Also machte ich diesen Abend auf diesem Herren WC die Beine breit. Ich war eine der letzten Gäste, die die Disco verließen. Meinen Rock fand ich im Waschbecken. Der Türsteher wusste genau warum der nass war. Trotzdem musste ich meine Getränkekarte die ich nicht mehr hatte voll bezahlen. Geld hatte ich keines mehr. Meine Tasche war leer. Zu fuß musste ich nach Hause.
Ein langer Weg. Sehr einsam und ständig auf der Hut nicht entdeckt zu werden erreichte ich bei Sonnenaufgang meine Gegend. Wieder war da diese Brücke. Ich brach in Tränen aus, als ich an dem Geländer stand und in die Tiefe blickte. Wie tief war ich gesunken. Ich fühlte mich vergewaltigt und glaubte selber schuld zu sein. Ich hatte doch mitgemacht. Und warum? Weil mir bei meinem Ruf sowieso niemand mehr geglaubt hätte. Ich schämte mich meiner selbst. Wer will den je mit so einer Person wie mir zusammen sein. Ich bin doch für jeden untragbar. Und jetzt trug mich nur noch diese Brücke. Auch ein gefallenes Mädchen kann von einer Brücke springen. Also blieb ich stehen, kletterte über die Brüstung. Erst das linke Bein. Das rechte folgte. So stand ich am Abgrund. Nur noch mit den Fersen auf dem Boden. Halt nur noch in den Händen zu spuren.
Sekunden später durchführ mich der größte Schmerz meines noch jungen Lebens. Zerschmettert lag ich unten auf den Schienen. Knochen waren gebrochen. Aufstehen ging nicht mehr. Wollte ich den Aufstehen? Warum den. Mein Weg war noch nicht zu Ende. Es hatte zwar nicht funktioniert. Aber es fehlte nur noch ein Zug. Also harte ich den Dingen die da kommen mögen und schlief selig ein. Ich stellte mir vor es sei vorbei. Doch als ich die Augen öffnete sah ich das innere einer Intensivstation. Irgend ein unsäglicher hatte mich von den Schienen gezogen, bevor der nächste Zug kam. Sonnstags fahren keine Frühzüge.
Beide Beine gebrochen, Bruch des Hüftgelenk Riss der Milz, Rippenbrüche und eine Gehirnerschütterung. Die Hautabschürfungen ließen das ganze noch schlimmer aussehen. Doch die Ärzte leisteten ganze Arbeit. Mein Körper wurde wieder gesund. Besuch hatte ich in all der Zeit nur ganz selten. Meine Elter kamen hin und wieder vorbei. Die Polizei wollte einen kurzen Bericht, ob es ein Unfall oder Überfall war. Auf Postvergewaltigungstraume kamen die erst gar nicht. Ich hatte Recht. Niemand hielt es auch nur für möglich, das ich nicht freiwillig den Samen von zig Männern in mir trug. Mein Leben war am Ende und sollte auch so behandelt werden. Ich wollte doch nur noch sterben.
Eines Morgens, ich lag schon wieder auf einem normalem Zimmer, hatte ich Besuch. Besuch von einem jungen Mann. Groß, schlank, sportlich, elegant gekleidet stand er vor meinem Bett. Deine Eltern haben mir erzählt, ich würde dich hier finden sagte Gerd. Er hatte mich nicht vergessen. Was willst du den hier. Scher dich zu Teufel. Doch er blieb. Ich bin schon lange wieder solo. Sagte er. Es hätte nicht funktioniert mit seiner neuen. Und die Liebe hätte ihn nicht mehr berücksichtigt. Keine Frau sei wie ich gewesen. Und er besaß die Frechheit, mir erneute die Freundschaft anzubieten, die wir hatten, als wir noch gemeinsam Bücher besprachen. Er schloss den Bogen und sprach von Goethe. Den Leiden des jungen Werter. Wir hatten doch beschlossen, uns nicht umzubringen. Ich hätte mein Versprechen gebrochen.
Mir fehlten die Worte. Was sollte ich ihm den sagen. Das er der Grund für mein Elend ist. Dass die Zeit mit ihm so schön war, dass ich ohne ihn nicht leben kann. Dass wenn ich nicht leben kann ich konsequenter Weise mich umbringen muss. Und der Grund für meinen Tod will mein Freund sein? Das konnte ich ihm nicht sagen. Leider war ich zu schwach um ihn raus zu werfen. Also klingelte ich nach der Schwester.
Gerds Besuch war nur kurz. Doch ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. All das Leid. Er war schuld und ich schämte mich dafür. Ja Scham ist genau das richtige Wort. Es musste ihn doch unendlich befriedigen mich so hilflos zu sehn. Er musste seine haushohe Überlegenheit doch genießen. Und wie er mir huldvoll die alte Freundschaft wieder anbot mit dem Hinweis wieder solo zu sein. Ich war am Boden. Doch von dem Kakao durch den man mich zog, wollte ich nicht selber trinken. Der letzte Rest stolz in mir brüllte Gerd aus dem Zimmer. Das war die Letzte Kraft, die mich vor einem Heulkrampf zurück hielt. Sie war verbraucht. Wieder flossen Tränen. Doch Tränen vernebeln nicht nur die Sicht. Sie bestehen zum größten Teil aus Wasser. Und Wasser hat auch eine heilende Wirkung. Die Fortschritte, der Heilung meines Körpers waren enorm. Da der Sprung in die Tiefe als Selbstmordversuch gewertet wurde, hatte ich zwischendurch Besuch von einem Psychiater. Gerds Besuch öffnete mir die Augen. Ich nahm die Hilfe meines Psychiaters an. Mühsam war der Weg. Die Ereignisse meines letzten Disco Aufenthalts konnte ich nicht wiedergeben. Mein Gehirn streikte. Doch brauchte ich gar nicht darüber erzählen.
Der Psychiater redete mir eine Diagnose ein, die ich längst wusste. Ich war als Kind wohl mit zu wenig Liebe erzogen worden. Negative Erfahrungen verhinderten das Aufbauen eines ausgeprägten Urvertrauens. Daher habe ich es als Teenager nicht geschafft, mich dem anderen Geschlecht zu öffnen. Aus übertriebenem Eifer auch endlich glücklich sein zu wollen, zwang mein Verstand meinen Körper eine sexuelle Beziehung mit einem Mann einzugehen. Wieder gab es eine verheerende negative Erfahrung. Unfähig eine Bindung einzugehen, und nur um den Werten der Gesellschaft gerecht zu werden, hatte ich dann meine Angel nach Gerd ausgeworfen. Er entsprach nämlich genau dem gesellschaftlich anerkannten Idealbild eines begehrenswerten Mannes. Und ich zog ihn an Land. Nach meinem Psycholegen habe ich Gerd nie geliebt. Ich war verliebt in den Besitz und Benutzung meiner Jagttrophehe. Meinen Schatz wollte ich daher auch nie wieder her geben. Mit niemandem teilen.
Zu allem Überfluss hatte Gerd in mir das Feuer der Leidenschaft entfacht. Sein Verlust, war das schlimmste, was mir je wiederfahren ist. Es war die logische Konsequenz all meiner Erfahrungen. Ich hatte immer verloren. So auch jetzt. Den Verlust versuchte ich dann mit anderen Männern zu kompensieren. Das Ergebnis war verheerend. Ich hatte mich damit abgefunden, wie der ewige Looser zu verlieren, solange das von Gerd angefachte Feuer der Leidenschaft frische Nahrung zugeführt wurde.
Letztendlich war ich Sexsüchtig. Also ging ich in ein Sanatorium. Die Therapie hatte mannigfaltige Gesichter, die aufzuzählen ein ganzes Buch füllen könnte. Aber ein anderes Buch.
Nach einem halben Jahr wurde ich entlassen. Ich zog in eine Wohngemeinschaft für ehemals Suchtkranke in eine fremde Stadt. Dort wurden wir weiter betreut. Man half uns den Alltag zu meistern. Doch hauptsächlich war man nicht alleine. Davor hatte ich am meisten Angst. Werde ich schwach, wenn ich wieder alleine bin. Gebe ich meiner Sucht nach. Suche ich Anerkennung, Zuneigung und Zärtlichkeit und prostituiere mich wieder dafür? Nur langsam stellte ich mich der Aufgabe wieder auf eigenen Fußen zu leben. Ein Jahr nach meiner Einweisung in die Psychiatrie bewarb ich mich erneut bei der Müllabfuhr in meiner Heimatstadt. Und ich hatte noch Freunde.
Ein neuer Spiesrutenlauf hatte begonnen. Das schwerste bei der Bewältigung einer Sucht ist es, den Leuten, die einen kennen, begreiflich zu machen, dass das Verhalten, welches man an den Tag gelegt hat, suchtabhängig war, und damit krankhaft gesteuert wurde. Doch wie erreicht man dann das Vertrauen geheilt zu sein?
Nur langsam gliederte ich mich wieder in die Gesellschaft ein. Ich hatte gelernt, auch die kleinen Erfolge zu sehen. Jede Freundlichkeit mir gegenüber honorierte mein Ego mit Genugtuung. Mein Selbstbewusstsein stieg von Woche zu Woche. Und dann traute ich mich endlich auf die gepanzerte Außenhaut meines Autos auf dem Weg zu Arbeit zu verzichten.
Ich führ Bus. 4 ½ Jahre nach diesem Rosendienstag fuhr ich das erste mahl wieder Bus. Ich hoffte die schwerste Prüfung bliebe mir erspart. Doch da saß er. Hinten in der letzen Reihe. Ein großer, schlanker Mann sportlich muskulös, gepflegt gekleidet las er an einem Buch. Der Name des Buchs, das Gerd gerade las war „Beim nächsten Mann wird alles anders“. In diesem Buch verlässt eine Studentin ihren Freund, weil das Leben mit ihm langweilig ist. Sie himmelt ihren Professor an. Nachdem sie eine Affäre mit diesem hat, stellt sie aber fest, dass ihr Ex doch der richtige ist. Sie kehrt also zu ihren Ex zurück. Als er mich bemerkte waren wir beide unfähig zu sprechen. Keiner wusste, wie der andere reagieren würde. War Gerd noch sauer auf mich? War ich endlich bereit wieder mit ihm reden zu wollen? Der Anfang ist immer das schwerste. Und ich war dran. Du hast das Buch doch schon mit mir gelesen. Steht was neues drin? Ohne etwas zu sagen gab Gerd mir das Buch. Ich wusste was er meinte. Auf dem hinteren Innendeckel schrieb ich einst „ Ich werde dich nie verlassen. Und wenn, dann komme ich schneller zurück als du glauben kannst“. Gerd hatte mich kalt erwischt. Monate lang hatte ich mich im Griff. Die Tränen flossen. Gerd stand auf und schloss mich in seine Arme. Der Bus fuhr an. Wir landeten auf der hintersten Sitzbank und küssten uns.
Nichts war wie früher. Und doch war alles beim alten. Die Psychologen können tolle Analysen erstellen, Therapien erarbeiten und Genesungsfortschritte prognostizieren. Alles Blödsinn. In diesem Augenblick auf der Rücksitzbank im Bus schlugen unsere Herzen im Gleichklang. Wir wussten, es gibt kein ich sondern nur noch wir. Manchmal ist das Schwierigste, wovor man am meisten Angst hat, das Einfachste auf der Welt. Gerd und ich gehörten zusammen. Das war Vorsehung. Nichts konnte und sollte uns je wieder trennen. Die Begrüßung schuf eine Atmosphäre, in der die weiteren Verhandlungen unserer neuen Beziehung schnell voran schritten. Ich bestand auf getrennte Wohnungen. Einen Abend in der Woche sollte Gerd mich nicht sehen. Ich wollte für jeden von uns genügend Freiraum schaffen, um den anderen nicht zu erdrücken. Und dann kam der schlimmste Teil. Gerd wusste von meinem Ruf. Er sagte mir ins Gesicht, er glaube nicht, was die Leute so sagen. Doch dann erzählte ich die ganze ungeschminkte Wahrheit. Nie wieder hatte ich so eine Angst. Angst meinen Gerd zu verlieren, bevor ich ihn zurück gewonnen hatte. Doch wollte ich mein weiteres Leben auf keinen Fall auf einer Lüge aufbauen. Und ich hatte mich nicht in Gerd getäuscht. Er hörte zu und zog seine Schlussfolgerungen. An unserem ersten Abend hatten wir nur gekuschelt, weil ich keine Kondome hatte. Auf dieser Basis wollte er unsere Beziehung weiter führen. Meine Suchtbefriedigung war bei ihm in guten Händen.
Das war vor einem haben Jahr. Alles verlief prächtig. Alles ist gut. Mein Job bereitet mir große Freude und Bestätigung. Privat habe ich viele neue Bekannte, einige Freunde und einen liebevollen Partner, der mich auf Händen trägt und mit dem ich regelmäßig schlafe.. Heute hält er um meine Hand an. Natürlich will ich seine Frau werden. Nur unser Abkommen bezüglich der Freiräume der eigenen Person werden wir neu definieren müssen. Ein Verzicht kommt nicht mehr in Frage. Ein neues Leben wird mich erwarten. Die alten Zeiten werden nie vergessen sein. Doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft schlummert auch in mir. Natürlich werden wir Kinder bekommen. Und vielleicht gefällt mir ja sogar das Leben als Hausfrau so gut, dass ich hinterher gar nicht mehr arbeiten will. Nicht zu wissen, was das Leben an Überraschungen für einen parat hat bedeutet nicht, unausweichlich in die nächste Katastrophe zu laufen. Am Ende des Tunnels ist immer Licht.
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